Bier wirkt auf das Gehirn wie ein Glückshormon

Bier wirkt auf das Gehirn wie ein Glückshormon

Bier ist in Deutschland nach wie vor das beliebteste alkoholische Getränk. Der Pro-Kopf-Konsum ist allerdings seit Jahren rückläufig und von ehemals 140 Litern in den 1960er- und 1970er-Jahren auf etwa 100 Liter gefallen. Im europäischen Vergleich liegt Deutschland damit auf Position 3. Österreich belegt mit einem Pro-Kopf-Konsum von 105 Litern Bier die zweite Position und Tschechien befindet sich mit 138 Litern Pro-Kopf-Konsum mit großem Abstand auf dem ersten Platz.

Bierbrauset zum selber brauen | Pils im 5 liter Fass

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Ursprung des Bierbrauens vor 13.000 Jahren in Israel

Die bisher ältesten Belege des Bierbrauens haben Archäologen der Stanford University laut eines im Journal of Archaeological Science publizierten Artikels in den Rakefet-Höhlen im israelischen Karmel-Gebirge gefunden. Mit dem heutigen Brauprozess hat das vor 13.000 Jahren von der Natufien-Kultur genutzte Herstellungsverfahren allerdings nur wenige Gemeinsamkeiten. Entdeckt wurden die Hinweise auf die Bierherstellung in Steinmörsern und Schalen, die die Wissenschaftler in Gräbern gefunden haben. Eine Analyse der Artefakte zeigte Überreste von Pflanzen, die belegen, dass die Nufien-Menschen diese Gegenstände zur Bierherstellung genutzt haben.

Li Liu, Ausgrabungsleiterin: „Die Funde sind der älteste archäologische Beleg für Getreide-basiertes Bierbrauen und gleichzeitig der älteste Beleg für die Alkoholproduktion durch den Menschen.“

Laut Liu deuten die gefundenen Artefakte darauf hin, dass das Bier nicht nur hergestellt wurde, weil die Nufien-Kultur zu viel Getreide erzeugte, sondern gezielt, um es bei rituellen Festen und Totenfeiern zu trinken. Das Endprodukt des dreistufigen Brauprozesses hatte laut den Wissenschaftlern sehr wahrscheinlich eine eher breiige Konsistenz.

Bier brauen: Grundlagen, Rohstoffe, Brauprozess

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Bier-Inhaltsstoff Hordenin wirkt wie Dopamin

Wieso Bier seit 13.000 Jahren vom Menschen getrunken wird, könnte eine Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) belegen, die im Fachmagazin Scientific Reports erschienen ist. Genau wie Schokolade, Chips und Chips gehört Bier laut den Studienergebnissen zu den Lebensmitteln, die einen hedonischen Konsum begünstigen. Es handelt sich dabei um eine Sucht, die dazu führt, dass Menschen auch ohne Appetit Lebensmittel weiter essen.

Hedonische Lebensmittel sorgen für Übergewicht

Ausgelöst wird dieser Prozess, weil die Lebensmittel das Belohnungszentrum des Gehirns aktivieren, dessen Dopamin-D2-Rezeptoren normalerweise vom Glückshormon Dopamin angesprochen wird.

Entdeckt wurde diese Eigenschaft des Bieres durch eine systematische Analyse, für die eine Datenbank mit Molekülen von 13.000 Lebensmittel erstellt wurde. Mithilfe des sogenannten „virtuellen Screenings“ haben die Biochemiker danach untersucht, welche dieser Moleküle die Dopamin-D2-Rezeptoren des Belohnungszentrums aktivieren können.

Oktoberfest Special Edition Bierbrauset zum selber brauen | Festbier im 5 Liter Fass

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Von den 13.000 Lebensmitteln besitzen nur 17 Lebensmittel eine chemische Struktur, die es ihnen erlaubt an die Rezeptoren anzudocken. Um die Ergebnisse des virtuellen Screenings zu bestätigen, wurden die Lebensmittel anschließend real untersucht. Es zeigte sich dabei, dass Hordenin, ein Bier-Inhaltsstoff, eine nahezu identische Wirkung wie Dopamin im Gehirn auslöst.

Thomas Sommer, Studienleiter:
„Hordenin hat fast die gleiche Bindungseffektivität am Rezeptor wie Dopamin.“

Die Forscher konstatieren daher, dass „die Präsenz von Hordenin signifikant zur stimmungssteigernden Wirkung des Bieres beitragen könnte.“ Die Studienergebnisse lieferten außerdem Hinweise darauf, dass Hordenin aufgrund des anderen Signalwegs, über das es die Dopamin-D2-Rezeptoren aktiviert, nicht so schnell abgebaut wird wie Dopamin. Möglicherweise ist Hordenin damit neben dem im Bier enthaltenen Alkohol aber auch ein weiterer Stoff, der dazu führt, dass eine Sucht entsteht.

Gesundheitsfördernde Wirkung von Bierinhaltsstoffen

Eine Forschungsgruppe der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) hat überdies Belege dafür gefunden, dass Xanthohumol, ein pflanzliches Polyphenol sowie die bitterstoffhaltige Iso-Alphasäure, die beide in Bier enthalten sind, eine gesundheitsfördernde Wirkung besitzen.

Italienisches Sprichwort:
„Wer Bier trinkt, lebt hundert Jahre.“

Der Hopfenbestandteil Xanthohumol hilft laut den Wissenschaftlern unter anderem beim Abnahmen und beugt so Übergewicht und Herzproblemen, die z.B.: auch durch Saunabäder reduziert werden, vor. Xanthohumol vermindert außerdem die Vernarbung von Lebergewebe und sorgt dafür, dass eine Leberverfettung, die häufig durch eine falsche Ernährung ausgelöst wird, langsamer geschieht. Erste Studien fanden außerdem Hinweise darauf, dass Xanthohumol sogar Leberkrebszellen töten kann.

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Iso-Alphasäuren hingegen beeinflussen den Fett- und Zuckerstoffwechsel und verhindern so ebenfalls Leberschäden. In Kombination können die beiden Wirkstoffe laut Experimenten der Wissenschaftler außerdem auch Entzündungen im Körper unterdrücken. Experimente zeigten, dass bereits minimale Konzentrationen der beiden Wirkstoffe zusammen in Leber- und Blutzellen Entzündungsfaktoren deutlich reduzieren.

Claus Hellerbrand, Studienleiter:
„Es ist denkbar, dass der Konsum von alkoholfreiem Bier oder anderen hopfenhaltigen Nahrungsmitteln und Getränken eine gesundheitsfördernde Wirkung hat.“

Möglicherweise könnten die beiden Bier-Inhaltsstoffe also dazu genutzt werden, um Medikamente gegen Diabetes, Fettleibigkeit und eventuell sogar Leberkrebs herzustellen. Bevor dazu eine konkrete Aussage getroffen werden kann, sind laut den Wissenschaftlern aber noch Studien nötig, um die molekularen Wirkmechanismus verstehen zu können.

Alkoholkonsum erhöht das Sterberisiko deutlich

Ein Freibrief für den hemmungslosen Alkoholkonsum möchte die Wissenschaft durch ihre positiven Studienergebnisse allerdings nicht ausstellen. Wie Wissenschaftler der University of Cambridge im Fachmagazin The Lancet publizierten ist ein Alkoholkonsum von mehr als 100 Gramm pro Woche riskant und erhöht das Sterberisiko deutlich. Die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union (EU) geben teilweise deutlich höhere Verzehrempfehlungen, laut denen die Gesundheit durch Alkohol keinen Schaden nimmt.

Schon vor der Veröffentlichung der Studie gab es zahlreiche Beweise dafür, dass ein zu hoher Alkoholkonsum Gehirnschäden auslöst, Krebs begünstigt und zahlreiche weitere Gesundheitsprobleme und Krankheiten verursachen kann. Ab welchen Konsummengen diese Risiken auftreten, wurde hingegen zuvor nicht in einem großen Maßstab untersucht.

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Die Wissenschaftler der University of Cambridge haben aus diesem Grund Gesundheitsdaten von 599.912 Menschen aus Industrieländern ausgewertet, die nach ihrem Alkoholkonsum in Untergruppen separiert wurden. Insgesamt wurden die Gesundheitsdaten für einen Zeitraum von neun Jahren erfasst. Neben Todesfällen legten die Forscher ihren Fokus dabei auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Innerhalb der neun Jahre verstarben 40.310 der insgesamt fast 600.000 Probanden. Es zeigte sich dabei, dass mehr als 100 Gramm Alkohol pro Woche, dies entspricht etwa 2,5 Litern Bier, das Sterberisiko deutlich erhöhen. Ein Alkoholkonsum von 100 bis 200 Gramm pro Woche verkürzt die Lebensdauer laut den Studienergebnissen im Vergleich zu Personen, die maximal 100 Gramm Alkohol konsumieren, um etwa sechs Monate. 200 bis 350 Gramm Alkohol pro Woche sorgen für eine Verkürzung des Lebens um zwei Jahre und mehr als 350 Gramm Alkohol pro Woche sorgen sogar für einen vier bis fünf Jahre früheren Tod.

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